Cybermobbing: Anzeichen und Maßnahmen für Eltern.
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Cybermobbing: Anzeichen und Maßnahmen für Eltern.

Text: Christoph | 24. April 2025 08:09

Kinder und Jugendliche bewegen sich heute ganz selbstverständlich in der digitalen Welt. Was ihnen dort begegnet, bleibt Eltern oft verborgen. Laut Statista war bereits rund jedes sechste Kind im Alter von 11 bis 17 Jahren in Österreich einmal von Cybermobbing betroffen – also von gezielter Schikane, Beleidigung oder Ausgrenzung im Internet.

Was viele nicht wissen: Cybermobbing ist strafbar. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Anzeichen frühzeitig erkennen, Ihr Kind unterstützen und wie Sie konkret gegen das Cybermobbing vorgehen können.

Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing ist eine Form von Mobbing, die durch systematisches Beleidigen, Bedrohen, Demütigen und Belästigen über digitale Kanäle erkennbar ist. Es zieht sich meist über einen längeren Zeitraum hinweg und zielt darauf ab, eine Person gezielt sozial auszugrenzen.

Häufig ist Cybermobbing eine Fortsetzung von Mobbing in der Schule und findet auf Plattformen wie Instagram, WhatsApp, TikTok oder in Online-Spielen statt. Oft schließen sich weitere Täter:innen den Angriffen an – meist aus Angst, selbst zur Zielscheibe zu werden. Dies verstärkt das Machtungleichgewicht zwischen Täter:innen und Betroffenen – ebenfalls ein typisches Merkmal von Mobbing.

Die Ursachen für Cybermobbing sind vielfältig:

  • Streit oder Konflikte in der Schule, die ins Digitale verlagert werden.
  • Racheakte nach zerbrochenen Freundschaften oder Beziehungen.
  • Langeweile oder das Bedürfnis, Macht über andere auszuüben.

Für Eltern und Lehrkräfte ist es oft schwer, Cybermobbing zu erkennen. Täter:innen spielen ihre Handlungen herunter, während Opfer eingeschüchtert sind und sich oft nicht trauen, darüber zu sprechen.

Typische Formen von Cybermobbing:

  • Verbreitung von Lügen oder intimen Geheimnissen in sozialen Netzwerken.
  • Teilen peinlicher oder intimer Fotos und Videos, einschließlich Happy Slapping, bei dem Gewalttaten gefilmt und online verbreitet werden.
  • Sexuelle Belästigung über digitale Kanäle.
  • Cyberstalking, also das beharrliche Verfolgen, Überwachen und Belästigen einer Person im Internet.
  • Cyberthreat, die gezielte Androhung von körperlicher Gewalt.
  • Hacken von Accounts und Identitätsdiebstahl durch die Erstellung von Fake-Profilen.

Lesetipp: Sollte Ihr Kind sein Handy mit in die Schule nehmen? Wir stellen Pros und Contras gegenüber.

Warum sind Kinder besonders gefährdet?

Viele Eltern sind sich nicht bewusst, welche Social-Media-Plattformen ihre Kinder nutzen und welchen Risiken sie dort ausgesetzt sind – oder was sie unternehmen können, um die Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen. Cybermobbing findet oft im Verborgenen statt, auch andere Faktoren fördern diese Eskalationen im digitalen Raum:

  • Kindern und Jugendlichen fehlt oft noch die Medienkompetenz, um Risiken einschätzen zu können. Ihnen fehlt das Verständnis und Lebenserfahrung, welche Tragweite ihre Aktionen haben können.
  • Dennoch sind fast alle Jugendlichen heute online aktiv und nutzen täglich soziale Netzwerke, Messenger-Dienste und Co.
  • Der Drang des Dazu-Gehörens ist in jungen Jahren stark. Die Angst, selbst von Mobbing betroffen zu sein, ist daher groß, wodurch viele beim Mobbing mitmachen.
  • Bei digitalen Angriffen sinkt die Hemmschwelle, da sich Täter:innen online anonymer und sicherer fühlen und nicht direkt mit den Reaktionen der Opfer konfrontiert sind.
  • Während sich Kinder und Jugendliche bei klassischem Mobbing zu Hause oder in sicheren Umfeldern zurückziehen können, gibt es beim Cybermobbing keinen Fluchtort. Die meisten jungen Menschen haben ihr Handy rund um die Uhr bei sich.

Lesetipp: Vorsicht in der Online-Welt: Was sollten Eltern beim ersten Handy für ihr Kind beachten?


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Wie erkennen Eltern, dass ihr Kind von Cybermobbing betroffen ist?

Wenn ein Kind unter Cybermobbing leidet, sind die Anzeichen für Eltern oft schwer zu erkennen und nicht immer eindeutig zuzuordnen. Oft schämen sich betroffene Kinder und Jugendliche und reden nicht über ihr Leid. Die folgenden Symptome treten häufig bei betroffenen Kindern auf:

  • Das Kind spricht weniger über den Schulalltag oder Freund:innen.
  • Häufige Kopf- oder Bauchschmerzen.
  • Schlafprobleme oder anhaltende Erschöpfung.
  • Ungewohnte Traurigkeit, Angst oder Wutausbrüche.
  • Schulschwänzen oder Leistungsabfall.
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld, vermehrte Flucht aus der Realität (beispielsweise in Online-Spiele).
  • Schlimmstenfalls selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken.

Sollten Sie als Eltern eines der Symptome bemerken und auf ein mögliches Cybermobbing schließen, ist eine offene und vertrauensvolle Kommunikation der Schlüssel. Ermutigen Sie Ihre Kinder, über Online-Erfahrungen zu sprechen, ohne Angst vor Bestrafung oder Verboten haben zu müssen.

Was können Eltern gegen Cybermobbing tun?

Wenn Ihr Kind von Cybermobbing betroffen ist, können Sie aktiv gemeinsam nach Lösungen suchen. Wichtig: Es handelt sich um eine sensible und belastende Situation für Ihr Kind. Besprechen Sie gemeinsam alle Maßnahmen offen und handeln Sie nicht über den Kopf Ihres Kindes hinweg, um sein Vertrauen nicht zu beschädigen.

  1. Bleiben Sie ruhig, um Ihr Kind nicht zusätzlich zu verunsichern. Auch wenn es selbst Bilder oder Videos von sich veröffentlicht hat, mit denen es nun gemobbt wird, sollten Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe machen.
  2. Nicht auf Mobbing-Nachrichten reagieren, denn genau das führt oft zu weiterem Mobbing.
  3. Belästigende Nutzer:innen sperren, um weitere Beleidigungen zu blockieren.
  4. Gemeinsame Regeln aufstellen: Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Apps es eventuell nicht weiter nutzen sollte und legen Sie gemeinsam Zeitbegrenzungen fest. Feste Regeln helfen dabei, exzessive Handynutzung zu vermeiden und negative Gedankenspiralen zu durchbrechen.
  5. Screenshots machen und damit Beweise sammeln. Speichern Sie Nachrichten, Chatverläufe, Bilder usw. Das ist besonders wichtig, falls ein Strafbestand vorliegt.
  6. Melden Sie Täter:innen. Eventuell schränkt die Administration das Profil der Person ein.
  7. Hilfe holen und sich beraten lassen.

Anlaufstellen für Hilfe und Beratung:

  • Beratungsstelle gegen Hass im Netz: Sie erhalten Informationen über Ihre Handlungsoptionen.
  • Rat auf Draht: Ihr Kind kann auch allein, anonym und kostenlos Kontakt mit einem Beratungsteam zum Thema Mobbing aufnehmen – per Telefon oder Chat.
  • Ombudsstelle Österreich: Taucht Bildmaterial von Ihrem Kind unerlaubterweise, können Sie hier erwirken, dass es entfernt wird.

Prävention – Wie können Eltern ihre Kinder schützen?

Die Basis zum Schutz Ihrer Kinder in den sozialen Medien ist eine offene Kommunikation als Basis. Zeigen Sie Interesse dafür, welche Plattformen Ihre Kinder am Handy, Tablet und Laptop nutzen und wie sie kommunizieren. Suchen Sie das regelmäßige Gespräch. Auf diesem Fundament aufbauend, sollten Sie folgendes beachten:

  • Schulen Sie Ihr Kind in Medienkompetenz. Ein respektvoller Umgang ist auch online wichtig – dazu gehört auch, verletzende Handlungen anderer zu erkennen. Zudem sollten Kinder wissen, welche Inhalte sie teilen dürfen und welche nicht.
  • Richten Sie einen Jugendschutz ein. Sämtliche Geräte besitzen Jugendschutzeinstellungen. Zudem können Sie Apps für Eltern nutzen, wie die Kindersicherheits-App Ohana, Google Family Link oder andere Apps für Eltern, mit denen Sie Kontrolle über die Online-Nutzung Ihres Kindes behalten.
  • Schützen Sie persönliche Daten. Erklären Sie Ihren Kindern, dass sie (möglichst starke) Passwörter für sich behalten, E-Mail-Adressen, Handynummern und private Adressen nicht veröffentlichen sollten.

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Rechtliche Lage in Österreich

Cybermobbing ist strafbar. Seit 2016 zählt Cybermobbing im Strafgesetzbuch unter § 107c StGB mit dem etwas sperrigen Titel „Fortdauernde Belästigung im Wege einer Telekommunikation oder eines Computersystems“.

Demzufolge ist es Eltern möglich, eine Strafanzeige gegen Täter:innen zu erstatten, wenn:

  • die betroffene Person über längere Zeit in ihrer Lebensführung unzumutbar beeinträchtigt,
  • für eine große Zahl von Menschen in der Ehre verletzt,
  • oder Bildaufnahmen des privaten Lebensbereichs ohne Zustimmung veröffentlicht wurden.

Cybermobbing kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet werden. Zudem stehen oft weitere Straftaten damit in Verbindung, wie:

  • Üble Nachrede (§ 111 StGB)
  • Nötigung (§ 105 StGB)
  • Beharrliche Verfolgung (§ 107a StGB)
  • Gefährliche Drohung (§ 107 StGB)
  • Unbefugte Bildaufnahmen (§ 120a StGB)

Fazit.

Wenn Ihr Kind von Cybermobbing betroffen ist, sollten Sie Eltern die Situation ernst nehmen und gleichzeitig ruhig bleiben. Beleidigende Nutzer:innen sollten umgehend blockiert und von den Nachrichten Screenshots gemacht werden, um Beweise zu sichern. Außerdem können Sie die Administration der betroffenen Plattform kontaktieren, um die Inhalte entfernen zu lassen.

In schweren oder langanhaltenden Fällen ist es ratsam, externe Beratungsstellen hinzuzuziehen – und bei gravierenden Verstößen die Polizei einzuschalten, denn Cybermobbing ist in Österreich strafbar. Präventiv sollten Eltern ihr Kind im achtsamen Umgang mit digitalen Medien schulen, Jugendschutzfunktionen auf dem Smartphone aktivieren und darauf achten, dass persönliche Daten nicht öffentlich geteilt werden.

FAQ.


Artikel verfasst von Christoph aus dem Drei Redaktionsteam.

Über den Autor:

Christoph kennt die Welt des „Digital Life“ mindestens so gut wie seine Westentasche: Ob coole Fakten rund ums Streamen, die neuesten E-Sports oder um die Privatsphäre im Internet – Redakteur Christoph kennt jeden Schmäh der digitalen Welt. Bleiben Sie hier mit Christophs Artikeln zum Thema Digital Life auf dem Laufenden.


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